Frau Amadi, Sie sind Gründerin des MIRACLE Amadi HILSPROJEKT e.V. Neben Ihrem Studium am IAW sind Sie hauptberuflich für das Projekt tätig. Skizzieren Sie bitte kurz was Sie bewegt hat das Hilfsprojekt ins Leben zu rufen und welches Ziel Sie mit Ihrer Organisation verfolgen.
Der Startschuss für mein Projekt fiel eigentlich 2004 als ich aus Nigeria nach Deutschland gekommen bin. Bildung ist die Voraussetzung für eine gesunde Gesellschaft und ich wollte einfach etwas zurückgeben. Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig Bildung für Kinder und Jugendliche ist und da nur wenige von ihnen in meiner Heimat Unterstützung erfahren, habe ich den Entschluss gefasst, ihnen von Deutschland aus unter die Arme zu greifen.
Ich habe damals in München eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin absolviert und habe angefangen, einen Teil meines Ausbildungsgehalts für das Projekt zu sparen. Ich habe dann von meinen Ersparnissen ein Grundstück in Nigeria gekauft, um eine Schule aufzubauen. Der Bau der Schule startete dann 2007. Ich musste auf vieles verzichten und habe teilweise in zwei Krankenhäusern gleichzeitig gearbeitet, um die nötigen Mittel zu beschaffen. Mittlerweile habe ich ein ganzes Team um mich, das mich an unserem Standort Regensburg tatkräftig unterstützt. In Nigeria sind es mittlerweile ca. 40 Leute, die wir im Projekt beschäftigen. 2011 haben wir schließlich die Rhenium International School eröffnet, die neben dem Schulunterricht von der ersten Klasse bis zum Realschulabschluss auch Kindergartenplätze sowie ein Internat anbietet. Bei unseren aktuell 311 Kindern und Jugendlichen handelt es sich vorwiegend um Voll- und Halbwaisen, obdachlose Kinder und Jugendliche und solche aus sozial schwachen und von Armut betroffenen Familien.
Sie studieren seit Oktober 2020 berufsbegleitend Management in Sozialberufen (MiS) am IAW. Warum haben Sie sich für ein Studium neben dem Beruf entschieden?
Für mich kam nur die berufsbegleitende Variante in Frage: Ich bin hauptberuflich für mein Hilfsprojekt tätig und dementsprechend war ein berufsbegleitendes Studium am IAW die einzige Option für mich – ein Vollzeit-Studium wäre schon allein zeitlich nicht möglich. Mein Team entlastet mich super, dennoch gibt es gewisse Aufgaben, die niemand sonst übernehmen kann. Und so bleibt natürlich nur sehr wenig Zeit.
Außerdem haben mich meine persönlichen Erfahrungen zu einem berufsbegleitenden Studium motiviert: Mein Projekt kümmert sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche in Nigeria im Bildungsbereich, denn ich habe als Kind selbst erlebt, was es heißt, nicht ausreichend Zugang zu Bildung zu haben. Ich möchte in allem was ich tue ein Vorbild für diese Kinder sein. Mit meinem Studium kann ich zeigen, dass man, egal wie schwer oder lange der Weg dorthin ist, alles schaffen kann.
Zudem will ich mich selbst weiterentwickeln, sowohl beruflich wie auch persönlich. Mit einem abgeschlossenen Studium kann ich mein Projekt weiter professionalisieren - ich lerne viele wichtige Dinge, die mir hier weiterhelfen. Ich habe eine unglaubliche Freude am Lernen, mir neues Wissen anzueignen und bereits vorhandene Kenntnisse weiter zu vertiefen. Außerdem eigne ich mir im Studium nicht nur Wissen an, sondern verbessere auch ganz automatisch meine Deutschkenntnisse.
Mein Team und meine Freunde haben mich zusätzlich motiviert, ein berufsbegleitendes Studium anzupacken – sie waren ganz begeistert von dieser Idee und haben mich in meinem Wunsch von Anfang an bekräftigt.
Wie kam es dazu, dass Sie sich für einen Studiengang entschieden haben, der sich auf den Sozialbereich fokussiert? Was war Ihre Motivation?
Ich habe eine unglaubliche Freude daran, im Sozialbereich zu arbeiten und genau deshalb wollte ich auch im berufsbegleitenden Studium meinen Fokus auf diesen Bereich legen. Das Sozialwesen passt einfach zu mir: Schon in meinem Job im Krankenhaus hat es mich glücklich gemacht, mich um Menschen zu kümmern und sie dabei zu unterstützen, wieder gesund zu werden. Ich habe das Gefühl, die Leute spüren das und sie vertrauen mir. Für mich geht es einfach darum, die Gesellschaft zu unterstützen, denn wenn sich jeder einzelne einbringt und engagiert, gewinnt langfristig das Gute in der Welt.
Welche Studieninhalte gefallen Ihnen besonders gut? Und warum würden Sie den MiS am IAW weiterempfehlen?
Nach einem Semester kann ich noch nicht allzu viel sagen, aber: Bis jetzt bin ich mit meinem MiS-Studium sehr zufrieden und ich freue mich jetzt schon auf alles, was die nächsten Semester noch auf mich zukommt. Es gibt kein Fach, das mich überhaupt nicht interessiert, ganz im Gegenteil. Ich habe festgestellt, dass selbst Fächer, die für mich vielleicht auf den ersten Blick nicht so spannend waren, super hilfreich sind und mich weiterbringen. BWL hat mich z.B. nie besonders gereizt, aber jetzt muss ich sagen, macht es mir unheimlich Spaß hier Neues zu lernen. Und abgesehen von den „typischen" Studieninhalten lerne ich einfach sehr viel für mein Projekt oder auch mein ganz persönliches Zeit- und Stressmanagement.
Was das Studium am IAW betrifft, so kann ich sagen, dass ich mich hier wunderbar betreut fühle. Meine persönliche Ansprechpartnerin reagiert in kürzester Zeit auf jede meiner Mails und versteht sofort, was mein Problem ist. Sie beantwortet jede meiner Fragen und ist immer ausgesprochen freundlich. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass es so etwas noch gibt.
Mit Blick auf die Zukunft: Welche beruflichen Pläne haben Sie nach Ihrem Bachelor-Abschluss?
Ich will auf jeden Fall noch meinen berufsbegleitenden Master machen. Es macht mir einfach so viel Spaß zu lernen, dass ich hier definitiv noch weitermachen will. Vielleicht ein Studium in Richtung NGOs oder nachhaltige Entwicklung, das weiß ich noch nicht genau.
In jedem Fall will ich mein Projekt voranbringen, denn ich und mein Team wollen noch viel bewegen: Unser nächstes großes Ziel ist u.a. der Bau einer Ausbildungsstätte, um unseren Schülerinnen und Schülern zukünftig auch eine Ausbildung nach erfolgreichem Schulabschluss zu ermöglichen.