Studierende der Fakultät Maschinenbau der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) haben das erste fahrende Automobil der Weltgeschichte nachkonstruiert und ein erstes Funktionsmuster gebaut. Das dampfbetriebe Automobil wurde in den 1670er Jahren am Hof des Kaisers von China entwickelt, in Modellgröße gebaut und vorgeführt. Der Erfinder, der flämische Jesuit Ferdinand Verbiest, hinterließ Beschreibungen zu seinem Automobil, aber keine Konstruktionspläne.
Diese Lücke haben die THI-Studierenden gemeinsam mit THI-Vizepräsident Prof. Dr. Thomas Suchandt geschlossen: Sie entwickelten zunächst Konstruktionspläne auf Basis der Angaben von Verbiest. In einem zweiten Schritt erstellten sie ein sogenanntes Funktionsmuster – einen maßstabsgetreuen fahrbaren Wagen zunächst mit modernen Materialien und Bauteilen. Mit diesem überprüften sie wesentliche Teilfunktionen des Fahrzeugs, z.B. die Stabilität des Gestells, die Wirksamkeit des eigens nachkonstruierten historischen Getriebes oder die Drehbarkeit des vorgesehenen Windrades etc.
In einem nächsten Schritt wird nun das Fahrzeug mit Hilfe der AUDI AG und der Montessorischule Ingolstadt mit weitgehend historischen Materialien gebaut. Während beim Funktionsmuster ein Kompressor zum Einsatz kommt, werden beim originalgetreuen Nachbau ein Kessel und eine Feuerschale nach dem Prinzip einer Dampfmaschine eingesetzt. Andere Bauteile, die beim Funktionsmuster noch aus Metall sind, z.B. das Getriebe oder das Gestell, werden beim Nachbau teils aus Holz sein. Für das Projekt wird der Großteil der 86 Bauteile individuell angefertigt. Ziel in den kommenden Monaten ist ein fahrtüchtiger Nachbau des historischen Modells.
Das Studierendenprojekt basiert auf den Forschungen von Dr. Dr. Gerd Treffer, Leiter der historischen Projekte des Audi Konfuzius-Instituts Ingolstadt. Er hatte alle Daten zum ersten fahrenden Automobil gesammelt und seine Ergebnisse in der institutseigenen Schriftenreihe publiziert.