Verantwortungsvoll investieren: Gewinne und Gewissen, geht das?

Drittes Nachhaltigkeitsgespräch am THI-Campus Neuburg: Vertreterinnen und Vertreter der Finanzwirtschaft diskutierten mit Forschenden

Bei den Neuburger Nachhaltigkeitsgesprächen, die erneut großen Zuspruch fanden, diskutierten am dritten Veranstaltungsabend Prof. Dr. Holger Hoppe (THI), Helmut Rehm (Sparkasse Neuburg), Manuel Grafendorfer (THI Campus für Weiterbildung) und Tanja Bauer (Deka Investments, online) über die Rolle der Nachhaltigkeit im Finanzwesen.

In seinem einführenden Vortrag thematisierte THI-Professor Dr. Holger Hoppe das bekannte "magische Dreieck" der Finanzwirtschaft: "Rendite", "Risiko" und “Liquidität”. Dieses Modell galt sehr lange als Standard für Finanzierungsentscheidungen. Doch seit der Einführung der EU-Offenlegungsverordnung hat sich dieses Modell erweitert - um den Bereich “Nachhaltigkeit” ("magischen Viereck"). Diese Verordnung und damit einhergehende Veränderungen haben die Finanzwelt auf den Kopf gestellt, da Kapitalflüsse vermehrt in nachhaltige Anlagen gelenkt werden sollten - mit starken Auswirkungen für die Realwirtschaft. 

Tanja Bauer betonte zu Beginn der anschließenden Diskussion, dass auch mit nachhaltigen Anlagen signifikante Gewinne erzielt werden können. Manuel Grafendorfer ergänzte, dass nachhaltige Produkte oft ein geringeres Risiko aufweisen, da sie widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen sind. Jedoch sei die Fondslandschaft für Privatkunden noch zu intransparent, und es bestehe die Gefahr des "Greenwashing", wie der Skandal der Deutsche-Bank-Tochter DWS gezeigt habe.

Helmut Rehm teilte wertvolle Einblicke aus der Praxis und betonte, dass Nachhaltigkeit auch in der Anlageberatung eine große Rolle spielt. Dennoch seien viele Kunden nach wie vor uninformiert, und er forderte mehr mediale Aufmerksamkeit sowie einfach zugängliche Informationen zu diesem Thema.

Die Diskutanten identifizierten aktuelle Herausforderungen vor allem in der Regulatorik. Es sei oft unklar, welche Wirtschaftstätigkeiten als "nachhaltig" einzustufen seien, und auch die Informationsquellen müssten nutzerfreundlicher gestaltet werden. Zudem erschwere die geringe Datenlage die Einordnung von Finanzprodukten als "nachhaltig" oder "nicht nachhaltig".

Abschließend betonte Professor Dr. Holger Hoppe die Bedeutung der EU-Offenlegungsverordnung und die Notwendigkeit von Transparenz bezüglich der Geschäftstätigkeit von Unternehmen, ihrer Auswirkungen und ihres Beitrags zur sozialen, ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit.

Wollen Sie mitdiskutieren? Die Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche finden von April bis Juni 2024 jeweils dienstags von 18.30 bis 20.00 Uhr am Campus Neuburg statt. Die nächste Veranstaltung am 4. Juni widmet sich dem Thema “Ohne Moos nix los am Bau – was können Paludikulturen?". Weitere Informationen zu den einzelnen Gesprächsrunden und zur Anmeldung finden sich unter www.thi.de/NNG

Organisiert werden die Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche vom Projekt „Mensch in Bewegung“.