TEPS

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich rund 1,3 Mio. Menschen bei Verkehrsunfällen; rund 50 Mio. Menschen werden verletzt. Dabei spielen Unfälle mit geringer Fahrzeugüberdeckung eine immer größere Rolle. Bei Kollisionen von zwei Fahrzeugen überlappen diese nicht mit ihrer vollen Fahrzeugbreite. Die daraus resultierende geringe Energieabsorption durch die Karosserie führt häufig zu schweren bis tödlichen Verletzungen der Insassen. Vorausschauende Sensoren (Kamera, Radar) ermöglichen eine frühere Einschätzung von potentiell gefährlichen Verkehrssituationen und Eingriffe in die Fahrzeugführung zur Minderung von Unfallfolgen.

Das Team um die Professoren Thomas Brandmeier und Andreas Gaull arbeitet im Rahmen des Projekts „Test und Entwicklung einer passiven Sicherheitsfunktion“ (TEPS) gemeinsam mit den Praxispartnern Continental Automotive und IPG Automotive an einer intelligenten Software, die kurz vor einer unvermeidlichen Kollision durch einseitiges Bremsen oder Lenken in die Fahrzeuglängs- und Querführung (teil)autonom eingreift. Ziel dieses Eingriffs ist es, Aufprallwinkel und -geschwindigkeit so zu optimieren, dass die Crashstruktur des Fahrzeugs optimal ausgenutzt und damit die Schwere von Verletzungen für die Insassen gemildert werden kann.Aktuell sind komplexe Sicherheitssysteme meistens in den Oberklassensegmenten vertreten, welche mit einem Marktanteil von rund 5 % nur einen Bruchteil aller Neuzulassungen ausmachen. Im Rahmen von TEPS sollen in einem mehrstufigen Prozess eine Sicherheitsfunktion für (teil)autonome Brems- und Lenkeingriffe sowie eine entsprechende Testmethode zu deren Absicherung erforscht werden. Die neuartige Testmethode zielt u. a. darauf ab, einen Teil der kostenintensiven Fahrversuche mit realen Fahrzeugen durch alternative Versuche, z. B. mithilfe von Simulationen und Ersatzversuchen zu ersetzen. Dazu ist es notwendig, die Übertragbarkeit von ausgewählten, potentiell gefährlichen Fahrsituationen, auf Ersatzversuche nachzuweisen. Durch den so verringerten Testaufwand können die Herstellungskosten von vergleichbaren Sicherheitssystemen gesenkt und somit eine höhere Marktdurchdringung erzielt werden. Dies leistet einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Im Forschungsbau CARISSMA der Technischen Hochschule Ingolstadt können die nötigen Fahrversuche in einer Halle unter reproduzierbaren Bedingungen durchgeführt werden. Die Vorzüge von Hallensensortests liegen in der Wiederholbarkeit der Versuche, der Witterungsfreiheit und dem gezielten Einspeisen von Umwelteinflüssen (Regen, Nebel, Lichtverhältnisse). Dadurch kann das System an die Grenzen der Leistungsfähigkeit geführt und diese erforscht werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt im Rahmen der Förderlinie „FHprofUnt“ des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ mit rund 755.000 Euro.

Fördermittelgeber