Während sich andere Roboter meist nur am klassischen Rubik’s Cube versuchen, entwickelte Moritz ein System, das den noch komplizierteren Square-1 löst. Das Besondere an diesem Puzzle: Es verändert beim Drehen seine Form, was eine Lösung deutlich schwieriger macht. Doch wo andere nur ein Durcheinander aus Farben und Formen sehen, erkennt sein Roboter einen Weg.
Das System arbeitet in drei Schritten: Sehen, denken, handeln. Zunächst nehmen Kameras den Zustand des Würfels auf. Die Beleuchtung sorgt für konstante Bedingungen, während Algorithmen Kanten und Farben identifizieren. Danach berechnet ein speziell entwickelter Algorithmus die effizienteste Lösung. Anstatt blind unzählige Kombinationen durchzuprobieren, nutzt er eine clevere Abkürzung: Er gruppiert ähnliche Zustände und reduziert so die Rechenzeit erheblich. Schließlich setzen Motoren die berechneten Züge mit chirurgischer Präzision um – schneller und fehlerfreier als Moritz selbst.
Bemerkenswert ist auch die Zusammenarbeit mit der Firma Akkodis, die Moritz die Gelegenheit gab, dieses Thema in seiner Bachelorarbeit umzusetzen. Hier haben sich eine vielseitige Firma und ein vielseitiger Student gefunden, sodass Moritz an einem Thema arbeiten konnte, das ihm zu 100 Prozent liegt.
„Es freut uns, Talente wie Moritz gemeinsam mit der THI begleiten zu dürfen. Seine smarte interdisziplinäre Lösung passt perfekt zur DNA der Firma Akkodis und begeistert auch uns“, sagt Jonas Lerchner, Director Software & Embedded Solutions bei Akkodis.
Moritz hat nicht nur diesen Roboter neu entwickelt und gebaut – was allein mechanisch beeindruckend ist, insbesondere da er Informatiker ist –, sondern ihn auch in unzähligen Iterationen verbessert, bis er wirklich zuverlässig funktionierte. „Er hat die Bildanalyse selbst entwickelt und das Konzept des Lösungsalgorithmus ausgedacht, verfeinert und realisiert. Das ist eine beeindruckende Kombination aus Informatik, Maschinenbau, Mechatronik, Bildverarbeitung und Mathematik. Wenn eine solche Breite in drei verschiedenen Bachelorarbeiten gezeigt wird, ist das ein gutes Ergebnis – hier liefert eine einzige Person all das“, betonte Betreuer Professor Georg Passig, der selbst passionierter Tüftler ist.
„Ja, ein bisschen nerdy ist das Thema schon“, gibt Moritz zu. Aber in der Welt des Speedcubings ist er in bester Gesellschaft. Über die World Cube Association, die offizielle Organisation für Wettkämpfe, treffen sich Menschen jeden Alters – viele mit einem Hintergrund in Informatik, Mathematik oder Medizin. „Das logische Denken hilft, aber am Ende ist es vor allem Übungssache“, sagt er. Neben dem Würfeln stemmt Moritz in seiner Freizeit auch Gewichte, vor allem beim Bankdrücken. Logik und Kraft? Bei ihm geht das Hand in Hand.
Seine Faszination für Muster und Strukturen setzt Moritz nun in seinem Masterstudium für Cloud Applications und Security Engineering an der THI fort. Hier beschäftigt er sich mit komplexen Algorithmen und IT-Sicherheitsmechanismen – und bleibt dem Prinzip treu, aus Chaos eine perfekte Lösung zu formen.